Wie planst du eine Fahrradtour durch die Pyrenäen?
Le Raid Pyrénéen
Hast du schon mal was von Le Raid Pyrénéen gehört? Wenn deine Antwort ja lautet, dann weißt du wie schön und gleichzeitig wie anstrengend diese Rennradtour ist! Der Start ist in Hendaye in Frankreich an der wunderbaren Atlantikküste gelegen in der Nähe zur spanischen Grenze, die anschließende Statt ist San Sebastian! Das Ziel ist es von der Atlantikküste zur Mittelmeerküste zu radeln. Der Zielort ist Cerbère an der französischen Mittelmeerküste! Die Strecke stellt dir eine Herausforderung von 714 km Länge und insgesamt 11.900 Höhenmeter. Das sind die Fakten, auf die du dich einstellen darfst, aber die Eindrücke entlang der Strecke sind atemberaubend!
Die Aufteilung der Strecke ist über 5 Tage verteilt und mit den schönsten Bergpässen der Tour de France bespickt! Allein die Auflistung der Pässe lässt schon verraten wie schön diese Reise durch Frankreich ist.
Col St. Ignace (169m)
Col Pinodeila (176m)
Col d’Osquich (500m)
Col de Marie Blanque (1035m)
Col d’Aubisque (1709m)
Col de Soulor (1464m)
Col de Tourmalet (2115m)
Col d’ Aspin (1489m)
Col de Peyresourde (1569m)
Col des Arres (797m)
Col de Portet d’Aspet (1069m)
Col de Caouynous (947m)
Col de Port (1249m)
Col de Puymorenas (1915m)
Col de Lious (1345m)
Col de Rigat (1488m)
Col de la Perche (1507m)
Mont Louis (1585m)
Col Ternère (233m)
Welchen Pass oder Berg davon hast du schon in der Tour de France gehört oder dir die Etappe angeschaut? Wäre es nicht ein Erlebnis wert, sich auf diese Reise selbst zu begeben? Du kannst dir in diesem Artikel die ersten Eindrücke sammeln, welche ich selbst auf meiner Reise auf der Tour erfahren habe! Eine der ersten Fragen, welche du dir Stellen könntest, wie kommst du zu dem Ausgangspunkt nach Hendaye? Es gibt mehrere Wege, welche du nutzen kannst! Du kannst die Reise allein machen und dies als Bikepacking-Tour planen, denn in Frankreich kannst du mit deinem Zelt in der Natur an freien Plätzen übernachten, das sogenannte “Wild” campen ist in Frankreich erlaubt! Eine Lösung wäre mit dem Zug nach Hendaye zu reisen und von dort die Strecke in Angriff zu nehmen oder alternativ mit dem Flieger nach San Sebastian zu fliegen. Wenn du es, allerdings wie ich machen möchtest, dann solltest du dir eine Reiseorganisation suchen, welche diese Reise organisiert mit Gepäcktransfer von Unterkunft zu Unterkunft, mit Begleitfahrzeug vor Ort und einer Betreuung vor Ort, sei es Massage oder kulinarisches Essen zusammen mit anderen Gleichgesinnten! Das war mein Favorit, denn vielleicht liebst auch du die französische Küche in den abgelegensten Orten in den Pyrenäen, dann ist das meine persönliche Empfehlung für dich und du kannst dir sicher sein, dass der Transport funktioniert und du eine freundliche und kompetente Begleitung vor Ort hast, du musst dir also keine Sorgen über Ersatzschläuche oder Ersatzmaterialien machen, denn im Begleitfahrzeug kannst du die wichtigsten Sachen für deine Radtour mitnehmen! Wenn du mehr das Abenteuer statt der sportlichen Herausforderung suchst, dann ist das Bikepacking sicher die bessere Alternative für dich! Ich wollte aber die sportliche Herausforderung annehmen und mich mal wie ein kleiner Radprofi fühlen, denn das Gefühl kannst du dabei durchaus entwickeln. Jetzt soll es aber genug sein der einleitenden Worte, schauen wir uns die Reise mal genauer an! Die reine Radfahrzeit beträgt 5 Tage. Du musst aber natürlich noch die Reisezeit einberechnen, je nach dem aus welchem deutschsprachigen Raum du kommst, solltest du 1 - 2 Tage Anreise planen. Die Rückreise ist dann ähnlich zu betiteln also auch 1 - 2 Tage Rückreise planen. Du kannst auf dem Rückweg von Cerbère auch noch den Mont Ventoux als Höhepunkt mitnehmen, denn die Wegstecke von Cerbère zum Mont Ventoux sind gerade mal 320 km. Das kannst du in deine Reiseplanung mit aufnehmen. Das ist aber nur ein kleiner Tipp am Rande! Jetzt sehen wir uns die Etappen exakt an.
Die Etappen:
Erste Etappe
Du startest in Hendaye an der Atlantikküste und der erste Tag führt dich von Hendaye nach Gumerncon. Dich erwarten die Pässe Col St. Ignace, Col Pinodeila und der Col d’Osquich. Es geht entlang der Atlantikküste mit beeindruckenden Küstenstraßen und den ersten kleinen Pässen in Richtung der Pyrenäen. Auf der Küstenstraße herrscht oft ein rauer Küstenwind, denn der Atlantik ist eher eine raue See und diesen Wind spürst du beim Pedalieren. Es macht viel Spaß entlang der Küste, denn der Blick auf das offene raue Meer lässt den Alltag vergessen und dich in eine Vorfreude für die kommenden Tage bringen. Es erwarten dich 175 km Strecke mit insgesamt 1.700 Höhenmetern und in Gumerncon angekommen, bist du inmitten der Idylle der Pyrenäen. Spätestens bei Ankunft am Zielort wird dir bewusst, dass die Pyrenäen noch lange nicht so touristisch wie die Alpen sind, denn hier wirst du Einsamkeit in den Bergen genießen können, selbst auf den Passstraßen werden dir wenige Autos und Menschen begegnen! Du kannst nach Ankunft den Tag ausklingen lassen, denn die Fahrzeit auf dem Rad beträgt 6 - 7 Stunden. Die Vorfreude für den nächsten Tag wächst, denn es steht ein Höhepunkt der Tour auf dem Programm!
Zweite Etappe
Von Gumerncon geht es nach St. Marie-de-Campan mit den Bergen Col de Marie Blanque, Col d’Aubisque, Col de Soulor und dem Höhepunkt der Tour dem Col de Tourmalet. Der Col de Tourmalet ist ein sehr bekannter Pass bei der Tour de France und immer wieder ein entscheidender Pass zum Sieg oder Niederlage der Tour de France! Insgesamt stehen für dich 153 km und 4.050 Höhenmeter auf dem Programm. Der Tourmalet hat eine Steigungslänge von 18 km und einen Steigungsprozentgrad von 6 - 10 %. Du solltest dir deine Kräfte gut einteilen, denn auch die anderen Pässe sind lang und teilweise steil. Einer der härtesten Pässe ist an diesem Tag der Col d’Aubisque mit seinen 13% Steigung. Es erwarten dich aber nicht nur quälende Höhenmeter, sondern auch eine beeindruckende Landschaft und viel Natur. Du wirst wilde Pferde auf den Passstraßen finden, wenn du eine Pause einlegst, werden sie das Salz von deinem Lenkerband schlecken und zu dir Kontakt aufnehmen wollen. Du triffst Kühe, die dir im Wege stehen können und deshalb noch ein kleiner Tipp für die Abfahrten, ihr solltet immer damit rechnen, dass nach einer Kurve Tiere stehen können oder euch durchaus ein Auto entgegenkommen kann, es kommt nicht so oft vor, aber es passiert, darauf solltest du vorbereitet sein. An diesem Tag machen die Abfahrten besonders viel Spaß, denn die Straßen sind in einem guten Zustand, sie sind eng, kurvenreich und machen verdammt viel Laune, denn sie sind bei weitem nicht so befahren wie die Straßen in den Alpen! Angekommen am Abend in St. Marie-de-Campan gilt es sich gut zu ernähren und ein 3 Gänge Menü zu genießen und mit der Vorbereitung für den nächsten Tag voller Freude ins Bett zu gehen! Deine Fahrzeit an diesem Tag liegt bei ca. 6,5 - 7,5 Stunden!
Dritte Etappe
Der Start in St. Marie-De-Campan kann schon etwas schleppender beginnen, denn du hast 2 harte Etappen schon hinter dir, aber das schöne ist du hast auch noch 2 harte Etappen vor dir, denn du solltest dich wieder sehr freuen auf die heutigen Berge mit dem Col d’Aspin, Col de Peyresourde, Col des Arres und dem Col de Portet d’Aspet. Auf dem Col de Portet d’Aspet findest du das Denkmal von Fabio Castelli, er selbst war Olympiasieger im Jahr 1992 und er verunglückte an diesem Pass 1995 während der Tour de France. Du erkennst, die Straßen sind beeindruckend und gleichzeitig etwas gefährlich, du solltest auf keinen Fall unvorbereitet auf diese Tour gehen. Ich kann mich nur wiederholen, die Pässe machen verdammt viel Spaß, sowohl beim Kampf auf den Gipfel als auch in den rasanten Abfahrten und den wahnsinnigen Blicken auf die Natur. Das Ziel an diesem Tag ist Massat. Der Denkmal Pass hat es ganz schön in sich, denn mit 20% Steigung wirst du eine Herausforderung haben, welche es für dich zu bewältigen gilt. Insgesamt sind es 175 km und 3050 Höhenmeter. Bei Ankunft in Massat kannst du dir gerne eine Massage gönnen und dein Abendessen wieder genießen. Am nächsten Tag steht die Vorletzte Etappe an und langsam, aber sicher hinaus aus den Pyrenäen und immer stärker in Richtung Mittelmeer. Deine Fahrzeit an diesem Tag beträgt etwa 7 - 8 Stunden.
Vierte Etappe
Aus Massat hinaus geht es hinauf auf die Pässe Col de Port, Col de Puymorenas, Col de Lious, Col de Rigat, Col de la Perche und auf den Mont Louis. Es liegen 170 km und 3.100 Höhenmeter vor dir und nochmal mit beeindruckenden Landschaftsbildern. Du fühlst dich wie in einer anderen Welt, denn du siehst kaum Menschen, denn die Pässe an diesem Tag sind touristisch fast nicht erschlossen und daher gibt es auch kaum Verkehr in den Straßen. Erst am Ende der Etappe auf dem Weg nach Prades siehst du wieder mehr Zivilisation. Es kann dir also passieren, dass du Begegnungen mit der einheimischen Bevölkerung hast und diese dich anfeuern, wenn du einen Pass hochfährst und dich motivieren wollen, denn die Franzosen sind ein Radsportverrücktes Volk, das spürst du sogar in den Pyrenäen. Es kann dir aber auch passieren, dass du eine wunderschöne Frau mit Flip-Flops und Milchkanne am Straßenrand entdeckst und sie dir freundlich mit einem Küsschen zuwinkt und dir alles Liebe wünscht. Nein das ist keine Fata Morgana, sondern gelebte Realität von den Eindrücken meiner Reise in den Pyrenäen! Die Etappe hört sich aber härter an, als sie ist, denn am Ende erwarten dich 60 km Abfahrt. Da kannst du es richtig fliegen lassen und dein Rennrad so richtig durch die Kurven drücken und den Geschwindigkeitsrausch erleben. Insgesamt liegen auf der Strecke 170 km und 3.100 Höhenmeter vor dir. Bei deiner Ankunft in Prades wirst du ein paar Stunden Zeit brauchen, um dich wieder an den Trubel mit mehreren Menschen und Verkehr zu gewöhnen, denn das hattest du jetzt vier Tage so gut wie gar nicht! Deine Fahrzeit beträgt wahrscheinlich 6 - 7,5 Stunden.
Fünfte Etappe
Die letzte Etappe der Pyrenäenreise steht an und du startest aus Prades in Richtung Cerbère. Es erwarten dich nur noch der Col Ternère, was nicht wirklich ein Pass ist, die Etappe ist flach und nur 95 km lang. Du bist in 2,5 - 3 Stunden am Zielort und kannst dir ein Bad im Mittelmeer nehmen. Das hast du dir absolut verdient, denn die Eindrücke aus der Tour werden dir für immer im Gedächtnis bleiben. Beim Radeln kommst du wie am ersten Tag auf Küstenstraßen entlang und siehst das Mittelmeer vor dir. Die Winde sind in der Regel nicht so stark wie an der Atlantikküste, von daher ist es ein sehr schöner Ausklang aus den anstrengenden 4 Tagen zuvor. Du kannst nun selbst entscheiden, ob du in Cerbère noch verweilen möchtest oder ob du noch den Weg in Richtung Mont Ventoux bestreiten möchtest. Du kannst dir diese Raid Pyrenäen sogar zertifizieren lassen durch den Rad Club Cyclo-Club-Bearnais-Pau!
Fazit:
Falls du dich jetzt fragst, ist diese Tour etwas für dich, dann solltest du überlegen, liebst du den Radsport, magst du Bergetappen, geben dir Berge kraft, gefallen dir Fernblicke in schier unendliche Weiten, wenn du das alles für dich mit ja beantworten kannst, dann solltest du diese Reise einmal in deinem Leben gemacht haben. Du solltest dich vorbereiten durch Training. Beinhalten sollte es viele Bergfahrten, längere Strecken also über 100 km und du solltest das richtige Material wählen. Du kannst in Häppchen denken, also beim Start des Trainings achtest du erstmal nur auf die Streckenlänge, danach steigerst du diese, genauso machst du es mit den Pässen, erstmal kleine Anstiege 1 - 3 km Länge und danach suchst du dir immer mehr Herausforderungen. Denn so eine Reise will gut geplant und vorbereitet sein, denn wenn du heute erst mit dem Radfahren anfängst, dann solltest du dir ein Jahr Zeit nehmen für die Vorbereitung, wenn du bereits erfahren bist, dann brauche ich dir keine großen Tipps geben, dann empfehle ich dir nur diese Reise, für dich als Erlebnis und Abenteuer! Was sind deine Erlebnisse?